GLASFASER / BREITBAND
In unserem Geschäftsbereich Glasfaser/Breitband spielt das Betreibermodell ein besondere Rolle. Deshalb liefern wir hier für alle Interessierten ein Sammlung von FAQs zu diesem brandaktuellen Thema.
Was bedeutet Betreibermodell?
Beim Betreibermodell (BeMo) baut die Kommune mit planerischer Unterstützung eines Fachbüros ein eigenes, staatlich gefördertes Glasfasernetz bis in jedes Haus. Die Kommune wird Eigentümerin dieses passiven Glasfasernetzes, das sie an einen Provider verpachtet. Den kompletten Betrieb wie Beschaltung (aktive Technik), Entstörung, Kundenverträge etc. übernimmt der Provider. Die Alternative zum Betreibermodell ist das sogenannte Wirtschaftlichkeitslückenmodell (WiLü), bei dem der Provider das Netz baut und auch Eigentümer wird.
Ist das Wirtschaftlichkeitslückenmodell (WiLü) nicht einfacher?
Ja, in der Tat hat die Verwaltung beim WiLü weniger Aufwand als beim BeMo. Schließlich plant und baut das Netz der Provider selbst. Für die Kommune der offensichtlich einfachere Weg, wenn …
Warum gibt es das Betreibermodell denn überhaupt?
Langfristig, und eine Kommune sollte bei Investitionen, die mit dem eigenen Grund und Boden verbunden sind, immer langfristig denken, spielt das Betreibermodell seine Vorteile aus. Der investierte Eigenanteil kommt über die Pachteinnahmen im Regelfall über 6-8 Jahre zurück, beim WiLü ist der Eigenanteil für immer „weg“. Als Eigentümerin kann die Kommune langfristig über die Zukunft des Glasfasernetzes entscheiden und hat selbst die Handhabe darüber.
Verdient die Kommune mit dem Betreibermodell Geld?
Vorsichtig geschätzt hat die ins Rohr eingeblasene Glasfaser eine Lebensdauer von 40-50 Jahren, das Rohrnetz durchaus bis zu 100 Jahre. Als Unterbau der Digitalisierung wird das Glasfasernetz kontinuierlich seinen Anteil an der Wertschöpfung im Ort erhöhen. Die Zeit verspricht damit zunehmend höhere Pachteinnahmen.
Warum machen dann so viele Kommunen das Wirtschaftlichkeitslückenmodell (> 80 %)?
Das Betreibermodell ist deutlich beratungsintensiver. Nach unserer Wahrnehmung fehlen hier am Markt Beratungskapazitäten. Beratung in der Breitbandförderung hat heute den Fokus hauptsächlich auf „alle bekommen schnell Glasfaser bis ins Haus“ und weniger auf der Bedeutung der Glasfaser als „Nervensystem der digitalen Kommune“.
Wie sieht denn eine Beratung aus, die beiden Modelle individuell für meine Kommune vergleicht?
Im GFAS-Workshop (GFAS = GlasFaserAusbauStrategie) betrachten wir gemeinsam mit der Kommune die organisatorische, betriebswirtschaftliche und technische Seite eines Betreibermodells. Es werden sowohl Chancen als auch Risiken betrachtet. Damit erfolgt eine ganzheitliche Beratung mit Weitblick für die Zukunft in Ihrer Kommune.
Was muss ich nun beim Betreibermodell als Kommune leisten?
Als Bauherr und künftiger Eigentümer kommen, neben der meist überschaubaren betriebswirtschaftlichen Verwaltung des Glasfasernetzes, viele allgemeine Fragen aus der Bevölkerung auf Sie zu: Wann bekomme ich meinen Anschluss? Warum steht der Bagger schon wieder auf meinem Grundstück? Wann wird das Kopfloch endlich geschlossen? Wann ist der Gehsteig wieder passierbar? … ? Die Baubehinderungen gibt es allerdings beim WiLü leider auch.
Was passiert im Betreibermodell bei Netzerweiterungen?
Hier muss man differenzieren zwischen Lückenbebauung (Adresse im Erschließungsgebiet) und Neubaugebiet. Bei der Lückenbebauung wird aus dem Grundstücksanschluss einfach ein Gebäudeanschluss, beim Neubaugebiet ist eine Markterkundung notwendig (Ausbau gemäß „Förderrichtlinie“ bzw. darunterliegender Gesetze wie GWB / Beihilferecht) ODER die Inbetriebnahme erfolgt auf Basis eines Mitnutzungsantrag gemäß Telekommunikationsgesetz §§136-151.
Ist Glasfaser bis ins Haus praktisch eine weitere, kommunale Infrastruktur?
Für Wasser, Abwasser, Straße und Gehsteig sind die Kommunen per Gesetz zuständig, für Breitband nicht. Immer mehr Kommunen erkennen aber, dass Glasfaser im Ort als „digitale Ortsstraße“ viel Parallelen zur kommunalen Wasserversorgung und Abwasserentsorgung aufweist. Glasfaser passt also gut ins Gesamtbild einer zukunftsorientierten Kommune. Das Betreibermodell öffnet diesen Weg. Man muss ihn nur gehen.
Was sind die wesentlichen Nachteile des Betreibermodells?
- Mehraufwand in der Verwaltung (Bauphase)
- Risiken der Baukostenerhöhung auf Seite der Kommune (gut geplant -> gut eingrenzbar)
Was sind die wesentlichen Vorteile des Betreibermodells?
- Eigene, unverkäufliche Infrastruktur
- positiver Business-Case
- Zukunftsorientierung der Kommune
- viele Synergien mit anderen kommunalen Infrastrukturen
- Bauqualität besser steuerbar
Zu guter Letzt: Und wenn ich keinen geeigneten Betreiber finde?
Die Umsetzung des Betreibermodells setzt im ersten Schritt voraus, dass ein Pächter/Betreiber für das zu errichtende Netz gefunden wird. Aber was, wenn ich keinen solchen Provider finde?
Dann geht es im Wirtschaftlichkeitslückenmodell weiter. Erfahrung? Bis dato gab es bei allen Ausschreibungen im BeMo immer ein oder mehrere attraktive Angebote (bei bereits mehr als 10 Auswahlverfahren).
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